Ich hab die Hessen-Wahl verloren

Grauenhaft. Furchtbar. Eine Tragödie sondergleichen. Aber ich stehe wenigstens dazu: Ich hab die Hessen-Wahl 2008 verloren. Denn für mich gab es im Grunde nur ein Ziel: Roland Koch musste weg. Hat leider nicht funktioniert. Bislang. Und so wie sich unsere Volksvertreter wieder einmal anstellen, wird es wohl auch nichts werden. Hier die Detailkritik in Sachen Pflicht und Kür.

Roland Koch hat in Sachen Populismus genug Porzellan zerschlagen, um eine Ehrenmitgliedschaft in einer rechten Partei (CSU oder noch weiter draußen) angeboten zu bekommen. Dass er die Einladung zur Regierungsbildung, die „alle demokratischen Parteien“ gehen sollte, nicht an die Linke gesendet hat, zeigt, was dieser Mann von einer rechtmäßig demokratisch gewählten Partei hält.

Aber damit steht er nicht allein. Die Linke gilt weiterhin durch die Bank als böse. Die Partei war zur Wahl zugelassen, hat 5% der Stimmen erhalten, lässt keine terroristischen und Demokratie-feindlichen Machenschaften erkennen, wodurch sich die weitere Ignoranz der Linken durch alle anderen Parteien in meinen Augen nur mit konsequenter Realitätsleugnung erklären lässt. Ein dickes Minus für CDU, SPD, FDP und Grüne. Wobei Grünen-Sprecherin Elke Cezanne sagte: „Wir reden mit allen, die mit uns reden wollen“.

Grausig auch die ach so liberale FDP. Was Guido Westerwelle da an Borniertheit und CDU-Fixiertheit an den Tag legt, ist unglaublich. Dabei wäre gerade die FDP mit ihren Stärken in Sachen Wirtschaft genau das Korrektiv, was eine Rot-Grün-Regierung angesichts der bekannten Defizite der SPD im Umgang mit Geld besitzt. Von den Dunkelroten und ihren Utopien ganz zu schweigen.

Natürlich ist auch die SPD grandios im Verkennen der Realität. Sagt doch Herr Scheer, potentieller Umwelt- und Wirtschaftsminister von Frau Ypsilanti: „Der Haupt-Wählerwille ist, dass Herr Koch nicht mehr Ministerpräsident bleiben kann.“ Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten Herr Scheer: Die CDU von Herrn Koch hat von allen Parteien die meisten Stimmen bekommen. So unglaublich das auch sein mag. Aber die Hessen waren ja schon in weiten Teilen so blöd, einem Mann, der durch massive Skandale aufgefallen ist, vor einigen Jahren die absolute Mehrheit zu bescheren. Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.

Also: Lauter Betonköpfe, die kein Interesse haben, im Besten eines Landes einen Wählerauftrag zu erfüllen. Also doch eine Neuwahl, bevor dieses Gewürge weiter geht? Bitte. Oder gleich eine Monarchie. Ich übernehm den Posten des Königs von Hessen vielleicht auch freiwillig. Wenn ihr mir genug dafür zahlt…