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Der Medicus – Je suis Loewenherz

Seltsamer Zufall, der mich an diesem Abend des 11.01.2015 dazu gebracht hat, über Amazon Instant Video „Der Medicus“ zu schauen. Nach wenigen Minuten war mir klar: Ich sah diesen Film nicht das erste Mal. Doch wie man einen Fluß nicht immer als Derselbe überquert, so sah ich den Film neu.

Sicher, es ist die Verfilmung eines Romans. Filmisch aufbereitet dazu als „emotionales und bildgewaltiges Abenteuerepos„. Dafür sind Epen da. Insofern sind Nähe zum schriftlichen Original und verschiedene Details sekundär. Primär nehme ich zum einen eine Heldenreise war (was an anderer Stelle vertieft werden könnte). Zum anderen ist es die Synchronizität zwischen mir als Rezipient und dem spezifischen historischen Kontext – in diesem Fall eines sehr zeitnahen Ambientes, nämlich des Anschlags in Paris, dem allgenwärtigen „Je suis Charlie“ in den sozialen Medien.

Sicher, dieser „Historienschinken“, wie ihn manche sehen werden, nimmt sich zahlreiche Freiheiten und bietet dem gemeinen Wikipedianer viele historische Ungenauigkeiten. Gleichwohl spielt er vor einem Hintergrund, den wir in unserer gemeinsamen geschichtlichen Entwicklung ganz real teilen:

  • Das christliche Abendland lebte viele Jahrhunderte lang in „Barbarei“. Da dieser Begriff mir nicht sehr sympathisch ist, wäre vielleicht „fremdbestimmte und selbstakzeptierte Dumpfheit“ ein mögliches sprachliches Äquivalent. Ein wesentlicher Eckpfeiler dessen war die römisch-katholische Kirche.
  • Wesentliche Lehren zum Weg aus diesem Dumpfsinn (ich nenn es jetzt einmal so *g*), kamen aus dem Morgenland wie beispielsweise die Zahlen. Ich führe dies hier nicht weiter aus, da haben sich schon andere profund geäußert (hat bitte jemand einen oder mehrere Links?). Im Film „Der Medicus“ geht es konkret um die Basis unserer modernen Medizin, die ihren Weg aus dem antiken Griechenland über ihre Weiterentwicklung im arabischen Raum gefunden hat: „Im arabischen Raum erfuhr die Antike Medizin noch einmal eine Blüte, da arabische Mediziner auf ihr aufbauend auch zu neuen Erkenntnissen kamen. Die Araber entwickelten Spezialistentum und z. B. auch Krankenhäuser von einer Qualität, wie sie im Westen erst im 19. Jahrhundert wiederzufinden waren“.
  • Der junge Bader Rob Cole weicht von den Vorschriften der Kirche ab und zeigt auf seinem Weg die eigentliche Basis des Christentums: Nächstenliebe. Ein sehr unmodernes Wort. Man könnte auch sagen: Die Liebe zum Menschen.
  • Egal, wen er auf seinem Weg trifft: Es gibt – überspitzt formuliert – Gute und Böse. Dabei ist es völlig egal, welcher Religion diejenigen angehören. Egal, ob Christen, Juden, Moslems oder Atheisten: Auf jeder Seite gibt es Menschen, die Achtung vor dem Leben haben, und Menschen, die den Wert des Lebens ihren eigenen, persönlichen Überzeugungen unterordnen, die Leid und Schmerz verbreiten, die die Grenzen anderer Menschen mit Füßen treten.
  • Ob ein Mensch gut oder böse ist, zeigt sich also nicht daran, zu welchem Gott er betet – Gott oder Religion sind vollkommen egal. Sondern daran, ob er anderen Menschen hilft oder ob er ihnen Leid zufügt. Oftmals Leid im Namen eines Gottes.

Passt!

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