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Berufsverbot in Hessen

Ja, die Sixties hatten was. Die Seventies ebenfalls – Retro ist in. Das denkt sich auch das hessische Innenministerium und reaktiviert die Keule des Berufsverbots. 1972 sollten mittels „Radikalenerlass“ Menschen mit extremeren politischen Einstellungen aus dem öffentlichen Dienst ferngehalten werden. Natürlich traf dies wieder einmal bevorzugt die Linke. Nazis durften ja bereits nach dem zweiten Weltkrieg wieder in den Staatsdienst – ich erinnere mich selbst noch an den ein oder anderen Gymnasiallehrer, der im Unterricht stolz von seiner HJ-Vergangenheit schwärmte.
Kein Wunder, dass das Berufsverbot nun ausgerechnet einen Lehrer trifft, der in einer antifaschistischen Organisation tätig war. Er hatte sich in Heidelberg „gegen Rechtsradikale engagiert, Jugendliche auf den Spuren des Nationalsozialismus durch die Stadt geführt, Demonstrationen gegen Mietwucher organisiert.“ (siehe Spiegel-Online). Schlimme Sachen. Sein Verhängnis sind zwei Sätze aus dem Grundsatzpapier der Initiative:
„Militanz, die sich durch angemessene Zielgerichtetheit, permanente Selbstreflexion, konsequente Abwägung und hohes Verantwortungsbewusstsein der Agierenden auszeichnet, betrachten wir als legitimes Mittel im Kampf um Befreiung.“ Und dass sich an den herrschenden Unterdrückungsverhältnissen auf parlamentarischen Weg nichts Grundlegendes ändere. Zumindest letzterer Satz entbehrt nicht einer gewissen Einsicht… Doch in Sachen Gewalt besteht nun mal der Staat auf sein Monopol – auch wenn dessen Ausübung bekanntermaßen nicht unbedingt mit Angemessenheit, Selbstreflexion und hohem Verantwortungsbewusstsein einhergeht. Da gibt es kein Pardon!
Eine Heppenheimer Schule wollte Michael Csaszkóczy jedenfalls als Lehrer einstellen – er war der geeigneteste Bewerber. Und sie will es auch heute noch. Aber die CDU-Regierung von Dalai Lama-Kumpel Koch drückt ihr „Njet“ ebenso durch wie bereits Baden-Württemberg.
Wer in seiner Vergangenheit einmal „ja“ zur Gewalt gesagt hat, selbst in ihrer reflektiertesten und theoretischsten Form, darf in Deutschland also nicht Lehrer werden. Auch wenn er nicht vorbestraft ist und tausendmal beteuert, Gewalt gegen Menschen oder Sachen abzulehnen. Vielleicht sollte Herr Csaszkóczy in die Politik gehen. Wo ein ehemaliger Straßenkämpfer Aussenminister werden kann, da könnte sich auch für jemanden ein Plätzchen finden, der nur vor Mietwucher und Rechtsradikalismus warnt.

1 Kommentar

  1. Sehr gelungener Artikel!
    Zeigt sehr schön die Verlogeneheit des Systems. Besonders gut gefallen hat mir:

    „Doch in Sachen Gewalt besteht nun mal der Staat auf sein Monopol – auch wenn dessen Ausübung bekanntermaßen nicht unbedingt mit Angemessenheit, Selbstreflexion und hohem Verantwortungsbewusstsein einhergeht.“

    Jedoch muss ich ganz klar sagen, das ich Gewalt ablehne, sowohl Staatsgewalt als auch Gewalt als Mittel der Befreiung…

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