Was hat uns Hollywood in den letzten Jahrzehnten immer wieder um die Ohren gehauen: Russen als eiskalte Killer, bösartige Schlitzaugen und – nicht zu vergessen – der klassische deutsche Nazi. Dazwischen der strahlende amerikanische Held, der für Freiheit und Menschen eintritt. Kaum einer regt sich hierzulande darüber auf.
Doch dann kommt „Das Tal der Wölfe“ und Politik wie Feuilletons stehen Kopf. Nun wäre „Der hat mich getreten, deshalb darf ich zurücktreten“ eine Argumentation auf dem sittlichen Niveau eines Grundschuljungen. Ebenso wie die Titulierung dieses Machwerkes als „Antikriegsfilm“ durch die beiden Drehbuchautoren vielleicht ein wenig euphemistisch ist. Und die plötzliche Vereinnahmung einer jahrzehntelang brutal unterdrückten kurdischen Minderheit als „innig verbrüdert“ wirkt auf mich wie reiner Hohn.
Aber man könnte sich fragen, wieso soviel Wirbel gemacht wird. Wieso ein Stoiber Zensur üben will. Warum Türken etwas nicht dürfen sollen, was anderen Volksgruppen ohne Schwierigkeit nachgesehen wird. Geht es hier um das deutsche Problem mit dem Nationalstolz? Um die Angst vor steigender Gewaltbereitschaft bei Muslimen? Und warum werden so selten sachliche Argumente gebracht? Dass beispielsweise der Hintergrund der grundlegenden Ausgangsaktion des Filmes – die Mission der türkischen Soldaten im Nordirak – totgeschwiegen wird?
In diesem Kontext ein Zitat: „Diese armen Verunreinigten Staaten von Amerika handeln doch bloß so, wie sie von sich aus müssen. Niemand kann aus seiner Haut raus, das muss schon ein anderer für ihn besorgen, stimmt’s? Und in dem Fall ist niemand da, der mächtig genug dazu wäre. Onkel Sam wacht eines Morgens auf, sieht auf seinen Bauch, stellt fest, daß er so ’ne Art Kakerlak ist, was soll er tun? Er muss als Kakerlak weitermachen. Bis er zertreten wird. Aber den Schuh gibt’s im Augenblick nicht, stimmt’s? Einfach seinen Kakerlakenkram weitermachen.“ [1]
Da es diesen Schuh auch über 30 Jahre nach dem Verfassen dieser Zeilen nicht gibt reagiert sich manch einer damit ab, Dinge nach der Kakerlake zu werden. Auch wenn es sich nur um faule Eier handelt…
[1] John Updike: „Unter dem Astronautenmond“, S. 261, Hamburg 1973