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Im Schatten der Bombe

Nachdem sich einige Leute anläßlich der DDR-Wahl über den hohen Einsatz von Steuergeldern mokiert haben und auch sonst wohl jeder froh wäre, wenn auf dem Lohnzettel der Betrag unterm Strich dem des Bruttoverdienstes ein gutes Stück näherkäme, sollte man sich doch einmal ein paar Gedanken zu die­ser Thematik machen.

Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten finanzieren sich zum Teil per Steuer, die Privaten kosten den Zuschauer nichts. Sie gehen vollständig den Weg, den Zeitungen teilweise schon lange gehen müssen: die notwendige Kohle durch Wer­bung zu besorgen. Was hindert uns daran, diesen Weg mit der Bundesre­publik Deutschland zu gehen? Nie mehr Steuern zahlen, nie mehr Aufregung darüber, was unfähige Präsen­tierköpfe mit unserem Geld machen! Nein, ab jetzt finanziert sich Deutschland selbst!

Hier ein paar – nicht unbedingt repräsentative – Beispiele, rein zufällig von der Muse eingegeben: So wirbt BASF auf Fahrzeugen der städtischen Müllabfuhr, auf Panzern sieht man Plakate der Deutschen Bank und von Mercedes Benz, und auf Atomraketen werben einträchtig Allianz und Doppel-Spalt. Keine Strei­tigkeiten mehr über Haushalt & Budgeterweiterungen! Jäger 90? Kein Thema mehr. Rupert geht bei der Industrie Klinken putzen und wenn sein Charme ver­sagt, gibt’s halt nur ‘ne Einmotorige mit dem Schriftzug einer örtli­chen Braue­rei. Als Schmankerl noch ein positiver Aspekt für notorisch Friedensbewegte: Bakterio­logische Krieg­führung wird absolut out. Denn welche Firma finanziert einen solchen Schwach­sinn, wenn man ihren Slogan hinterher nur unter dem Mikroskop erkennen kann. Und vor allem zu spät…

Die Verteidigungsfähigkeit eines Landes hängt in Zukunft eng mit den Bilanzen der Werbeagenturen zusammen. Und erst die internationale Zusammenarbeit: Auf SS 20 prangt „Let’s go West“, während man mit dem Fernglas bei klarem Him­mel auf ame­rikanischen Abfangsatelliten die Worte „Wodka Gorbatschow“ er­kennen kann. Das wird ein nettes Treffen. Prost!

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