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Interview über Kreativität, Katrin Bauerfeind und World of Warcraft

PICHEL OFFLINE: Es ist sehr ruhig geworden um dich. Wie kommt das?

Tor Löwenherz: Mir fehlt die Muse, die mich küsst.

PICHEL OFFLINE: Im Ernst, die letzten Anthologien mit dir erschienen 2004, die letzten Stories in Magazinen 2005. Dazu kaum noch Blogeinträge. Kreative Blockade?

Tor Löwenherz: Durchaus. Und andere Wertigkeiten. Immerhin konnte ich Ende 2005 eine Fachanthologie im Bereich Alternativmedizin bei einem renommierten Verlag herausgeben, die nächste ist für Anfang 2007 in Arbeit. Online schreibe ich als Tor Löwenherz zur Zeit vor allem Liveberichte für muzik23.de. Im Moment fehlt mir einfach der Drang zum Schreiben von Geschichten. Dazu das Fehlen einer Lektorin oder die vergebliche Suche nach einem Comiczeichner mit Witz und Suspense.

PICHEL OFFLINE: Dir fehlt also eine Muse. Was ist mit Katrin Bauerfeind?

Tor Löwenherz: Was soll mit ihr sein? Sie ist eine tolle Frau.

PICHEL OFFLINE: Man munkelt in der Bloggerszene über eine Liaison. Wobei du hier nicht ganz unschuldig bist – es gibt da so einige Blogeinträge von dir, die eine… nun, persönliche Bekanntschaft nahelegen.

Tor Löwenherz: Ich bitte euch, was sollte eine lebenslustige Frau wie Katrin mit einem alten Knacker wie mir? Und ansonsten: ihr wisst doch, dass ich eine lebhafte Phantasie habe 😉

PICHEL OFFLINE: Was hältst du von der Katrin/Sarah-Diskussion bei Ehrensenf?

Tor Löwenherz: Idiotisch. Zumindest was Polarisierungen und Fangetue angeht. Beide machen einen guten Job. Ist doch dämlich, wie alle heulen, wenn Sarah plötzlich wieder Vertretung macht. Aber immerhin hat sie gestern viele für sich begeistert und heute angekündigt, dass Katrin ab nächste Woche wieder da sein wird. Wird auch Zeit, mein Wein-Vorrat schmilzt wie Schnee in der badischen Sonne 😉

PICHEL OFFLINE: Keine persönlichen Präferenzen?

Tor Löwenherz: Doch, natürlich. Katrin kommt für mich authentischer rüber. Wirkt vielseitiger und ihr Lachen ist einfach umwerfend.

PICHEL OFFLINE: Also doch voreingenommen?

Tor Löwenherz: Ach, lasst den Menschen doch ihr Privatleben. Sarah hat eine nette, kleine Homepage bei Beepworld, wo sie sich als Schauspielerin präsentiert; Katrin hält sich dahingehend bislang zurück. Gönnt es ihr. Und der daraus entstehende Kult hat natürlich auch seine positiven Seiten. Ich bin sicher, Ehrensenf ist für alle Moderatorinnen ein gutes Sprungbrett ins klassische Fernsehen.

PICHEL OFFLINE: Noch ein Statement zu den Ehrensenf-Kommentaren?

Tor Löwenherz: Der „Erster“-Spam wird mittlerweile gut gekillt, das bewusst auf Platz 1 gesetzte Gedicht könnte auch irgendwann Kultcharakter bekommen. Und ich werf mich immer wieder weg, dass manche Zuschauer zu glauben scheinen, Moderatorinnen wären für die Inhalte einer Sendung verantwortlich.

PICHEL OFFLINE: Wir haben gesehen, dass in deinem Forum nun ein Board für einen World of Warcraft Clan existiert. Wie kommt das?

Tor Löwenherz: Ich spiele seit kurzem.

PICHEL OFFLINE: Realm? Char? Class? Level?

Tor Löwenherz: Thrall, Dunkelelf, Jäger, aktuell lvl19, Pet ebenso.

PICHEL OFFLINE: Die Antwort überzeugt. Hast du schon früher gedaddelt?

Tor Löwenherz: Als ich 2000-2002 als Projektleiter unter anderem für ein Internet-Café verantwortlich war, dessen Schwerpunkt auf LAN-Games lag, hab ich Unreal Tournament konsequent durchgezockt. Dann Diablo II. Aber zum einen habe ich es kaum verwunden, als mein Char das erste Mal gestorben ist. Zum zweiten wurde Hack & Slay irgendwann langweilig, also hab ich mittendrin aufgehört.

PICHEL OFFLINE: Und WoW?

Tor Löwenherz: Zum einen ist die Optik natürlich besser als bei Diablo. Aber den Kick gibt einfach das Zusammenspiel mit anderen, real existierenden Usern. Ich habe mich viele Monate lang gegen den Einstieg in WoW gesträubt, aber als ich vor drei Wochen einem Freund über die Schulter gucken durfte, der als lvl60 mit seiner Gilde in eine Instanz rein ist, war ich angefixt.

PICHEL OFFLINE: Also doch eine Droge?

Tor Löwenherz: Der Suchtcharakter von WoW ist nicht zu leugnen. Die ersten Male konnte ich nach dem Spiel auch nicht abschalten, habe die halbe Nacht im Halbschlaf weiter gezockt – und es wirkte völlig real. Ich dachte: wenn ich aufwache und die Kiste anmache, ist all das wirklich passiert. War’s natürlich nicht. Aber ich verfolge diesen Aspekt weiter, zumal ich es letzte Nacht wieder erlebt habe. Das ist mir auch früher beim Paddeln passiert: jedes Mal, wenn ich ein intensives Wildwassererlebnis hatte, paddelte ich nachts im Traum weiter. Dieser Vergleich scheint darauf hinzudeuten, dass WoW eine sehr intensive Erfahrung für das menschliche System ist und einiges an nächtlicher Integrationsarbeit bedarf.

PICHEL OFFLINE: Das klingt stark nach Reflexion…

Tor Löwenherz: Natürlich. Einen Teil meiner Brötchen verdiene ich mir ja auch als Medienpädagoge. Bislang mit dem Schwerpunkt Internet, aber da Online-Rollenspiele nun mal dieses Medium nutzen und einer meiner Lieblingsthemen Kommunikation darstellt, liegt die Verbindung nah.

PICHEL OFFLINE: Also hast du auch berufliches Interesse an WoW?

Tor Löwenherz: Natürlich. Auch als Autor. Ich schreibe gern Fantasy und Science Fiction und musste feststellen, dass die Literatur immer mehr von Rollenspielen beeinflusst wird. Früher hätte ich gesagt, dass Literatur wie „Der Herr der Ringe“ Rollenspiele wie „Das schwarze Auge“ inspiriert hat. Mittlerweile findet auch umgekehrt ein starker Transfer statt. Eine diesbezügliche Offenbarung war für mich die Otherland-Saga von Tad Williams.

PICHEL OFFLINE: Können wir also damit rechnen, dass deine WoW-Aktivitäten sich irgendwann auch in Literatur niederschlagen?

Tor Löwenherz: Das wäre durchaus möglich. Vielleicht würde sich gerade meine derzeit auf Eis liegende Weltenhüter-Saga genau in diese Richtung entwickeln können.

 

Das Interview führten Karl-Heinz Spock und Lhiu Liu

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