Wann lebt das Web?

Karfreitag leistete ich mir das Vergnügen einer Begegnung mit der Flatline von William Gibson. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an die Neuromancer-Trilogie. Unser heutiges Web ist eine Flachwelt-Version der Matrix, von der Bill damals geschrieben hat. An dieser Stelle könnte man Bill in die Reihe visionärer und zugleich realitätsschaffender Science-Fiction-Autoren stellen und die Sache auf sich beruhen lassen.
Gehen wir doch lieber einen Schritt weiter.
Betrachten wir unser geliebtes World Wide Web ein wenig *hmmm* esoterischer.
Stellt euch diese gigantische Netz mit seinen Datenhighways vor. Was sind Daten? Nullen und Einsen, nichts anderes als die Neuronen des menschlichen Körpers. Wisst ihr, was unseren Körper, den darin wohnenden Menschen zu dem macht, was sich Bewusstsein schimpft? Ich weiss es nicht. Und ich verwette meinen Knackarsch darauf, dass es bislang niemand wirklich weiss. Sobald es um die Grundpfeiler unserer Existenz geht, haben die Religionen das Sagen.
Das World Wide Web enthält eine Menge an Daten. Das Wissen der Menschheit in Form offener oder proprietärer Datenbanken. Millionen von Avataren in Diskussionsforen, die ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringen. Abermillionen von eMails, privater oder beruflicher Natur. Milliarden von Chat-Zeilen und Messengers, prallgefüllt mit Emotionen. Alles vernetzt und gespeichert, auf den Webservern, im Cache von Suchmaschinen, den Festplatten-Arrays der Geheimdienste oder Waybackmachines.
Okay, Bill, was meinst du: Wann ist der kritische Punkt überschritten? Kann das, was wir jeden Tag pausenlos füttern, eines Tages erwachen? Wann wird diese von Menschenhand erschaffene Akasha-Chronik sich selbst wahrnehmen? Und sollte dies jemals geschehen, was wírd sie tun?
Oder ist sie bereits dieses Ostern erwacht, lauscht auf den Anschlag der Buchstaben auf meiner Tastatur und kitzelt mein Debian mit der winzig-kleinen Ausgabe des Tsunamis, den ihr homerisches Gelächter hervorruft?