Artikelformat

Shortstories vom Arbeitsamt

Die letzte Zeit gab es manch schönen Aufreger von jener Behörde, die so eupehmistisch „Arbeitsagentur“ genannt wird, dass ich sie einfach mal weitergeben muss.

Shortstory 1:
Eine Frau, selbst bereits längere Zeit als Beraterin in der Berufshilfe tätig, musste sich leider bei arbeitslos melden. Bald erhielt sie von dem Vertreter jenes hessischen Arbeitsamtes die Aufforderung , an einer beruflichen Qualifizierungsmaßnahme teilzunehmen (ihr erinnert euch an die Geschichten von der PEBG?). In einem persönlichen Gespräch machte sie den Herrn auf die Sinnlosigkeit aufmerksam, an einer mehrwöchigen Massenveranstaltung teilzunehmen, in der man lernt, Bewerbungen zu schreiben. Schließlich wäre das genau ihr Arbeitsschwerpunkt in den letzten Jahren gewesen. Keine Chance: Entweder Teilnahme oder Sperre des Leistungsbezuges.

Shortstory 2:
Ein anderer Mensch erhielt die Einladung zu einer eintägigen Informations- und Bildungsveranstaltung beim Frankfurter Arbeitsamt. Es entpuppte sich als Werbeveranstaltung einer Web- oder Multimedia-Designerin. Sie bot an, den Arbeitslosen ihren Lebenslauf als Flash-Animation zu erstellen, die Kosten würde das Arbeitsamt tragen. Unangeachtet der laut Anwesenden fraglichen Qualität der Animationen im 80er-Jahre Stil stellt sich wieder die Sinnfrage: Welcher Arbeitgeber wird sich im Internet oder auf CD-ROM einen Lebenslauf als Flash-Animation geben und auf dieser Basis jemanden einstellen? Vor allem, wenn jegliche weiteren Informationen (Zeugnisse) nicht Bestandteil der Präsentation sind? Höchstens, wenn es bei der Bewerbung um Webdesign geht – aber so jemand sollte seine Präsentation ja allein erstellen können. Bei den genannten Veranstaltungen ging es aber um alle möglichen Berufsgruppen. Bewerbung um Putzstelle, Bürotätigkeit oder als Biologe mit Flash?
Ergebnis: Von dieser 30köpfigen Gruppe bestellte der größte Teil diese Animation – kostet ja nix und manch einer ist verzweifelt nach langer Arbeitslosigkeit. Also rechnen wir grob geschätzt 20 Bestellungen mit dem Preis von 125 Euro. Ergibt 2500 Euro. Bei fünf Veranstaltungen, die an diesem einen Tag stattgefunden haben, kommen wir also auf 12500 Euro! Einfach mal in den Wind gepustet. Oder hat es einen tieferen Sinn, wie beispielsweise die Leistungen für eine ansonst arbeitslose Webdesignerin einzusparen, der man vielleicht vor kurzem erst eine Umschulung finanziert hat?

2 Kommentare

  1. Auf die Mitarbeiter des Arbeitsamtes bzw. der Arbeitsagenturen, kann man sowieso nicht bauen. Ich bin gelernter Fachinformatiker und verfüge über ein abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt „Wirtschafts- und Medieninformatik“. Leider bin ich arbeitslos. Ich habe mich beim Arbeitsamt um eine Weiterbildungmaßnahme zur Spezialisierung in SAP bemüht, was mit der Begründung abgelehnt wurde, ich verfüge über zwei gute Qualifikationen und die Mitarbeiter der ARGE sehen keine Möglichkeit, das ich durch die SAP-Qualifizierung mehr Vermittlungschancen hätte. Ein paar Wochen später wollte mir das Arbeitsamt eine Trainingsmaßnahme zum Thema „Grundlagen Webseitengestaltung“ verpassen – zur Errinnerung, ich bin gelernter Fachinformatiker! Wenn die Leute bei der Arbeitsagentur Ahnung von irgendetwas hätten, dann würden sie nicht beim Arbeitsamt arbeiten!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.