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Die wahren Feinde des Läufers

Ich bin noch auf den ersten Kilometern, durchquere gerade den Maas-Grund am Rande des Taunus, da höre ich es bereits von Weitem: Schrilles Pfeifen und laute Schreie: „Wodka, bei Fuß!“ Eine Minute später sehe ich sie. Drei Hunde. Weit entfernt drei machtlose Frauchen und ein wenig herrschaftliches Herrchen. Zu weit weg, falls die Hunde Appetit auf gut durchtrainiertes Joggerfleisch bekämen. Also schön langsam machen. Jetzt nur ja nicht den Jagdinstinkt wecken.
Aber die Hunde sind entweder nett oder riechen mein deutliches Signal: ich hab nichts gegen euch, aber wenn mich einer angreift, zertrümmere ich ihm die Nase. Als ich an den Menschen vorbei laufe, kann ich mir einen Zuruf nicht verkneifen: „Ich finde es schön, wenn Hunde so gut gehorchen. Da fühl ich mich als Läufer richtig sicher.“
„Seien Sie doch froh, dass sich die Hunde nicht für sie interessiert haben.“
Bei soviel Verständnis wird mir richtig warm ums Herz. Nein, die wirklich Feinde des Läufers sind nicht irgendwelche armen Walker (gleichwohl mich die ein oder andere mit ihrem Stockausschlag bereits in den Graben gezwungen hat) und auch keine wildgewordenen Downhill-Affen auf zwei Rädern im Geschwindigkeitsrausch. Die wirkliche Gefahr hat vier schlecht erzogene Pfoten. Und einen Zweibeiner ohne Autorität.

Doch kaum bin ich im Wald, entdecke ich etwas viel schlimmeres als Hunde: vereiste Wege! Ich bewege mich im Storchenschritt über verharschten Schnee am Wegesrand, trippele tuntig auf millimeterbreiten Streifen halbwegs eisfreier Flächen oder rutsche über spiegelglatte Kreuzungen. Zum Glück sind ausser mir nur wenige Irre unterwegs. Keine „Verstehen-Sie-Spaß“-Crew filmt die grausame Vorstellung, über das sich anschließend Couch-Potatoes vor Lachen wegschmeissen und sich in ihrem ruhigen Leben bestätigt fühlen können.
Und es geschieht, dass ich zum ersten Mal aufgeben muss und den Weg abkürze. Unser aller Läufergott Achim Achilles schreibt zwar aktuell „Die Sieger des Sommers werden im Winter gemacht.“ Aber da irrt er gewaltig. Denn angesichts der kommenden sibirischen Kälte und dem Mangel an Tauwetter lautet der Spruch für mich nun: „Der Winter macht die Invaliden des Sommers“.

1 Kommentar

  1. Vielleicht wäre es besser, wenn Menschen wie du zuhause im Wohnzimmer um den Tisch laufen um fit zu werden! Auch Extremschach oder Dauerhalma sollen da ganz gut sein……

    Aber lass doch einfach die anderen Menschen, Tiere und auch die Natur so, wie sie nun mal sind, oder regt sich ein Hund, ein MTB-Fahrer oder gar eine Eisplatte etwa über diese overstylten „Ach-ich-bin-ja-so-schick-und-sportlich-Jogger-Typen“ auf???
    Wohl eher nicht. Deshalb ist es oft gut eine alte Weisheit zu beachten: „Leben und leben lassen!“

    Viele Grüße von einem Downhill-fahrenden Hundebesitzer, der süchtig nach Schnee und Winter ist ;-))

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